Galerie 9. NST

Das 9. NST wurde von der Sternwarte Südheide ausgerichtet.

Hier der Programmablauf in der Übersicht:

Hier Bilder von der Anreise, den Vorträgen. Pausen, der Sternwarten Besichtigung und dem Abschluss Essen:


Im Anschluss an die Vorträge wurden die Einrichtungen der Sternwarte Südheide besucht.

Zum Abschluss traf man sich in der Restaurant Wiesenhof zu einem gemeinsamen Essen.

Das 10. NST wird am 06.06.2020 wieder von der Sternwarte Tornesch durch geführt.

Nachfolgend der Bericht vom 9. NST Asuzug aus der Homepage der Sternwarte Südheide:

Am Sa., 01.06., konnte der Verein Sternwarte Südheide e.V. über 50 Besucher aus ganz Norddeutschland zum neunten Norddeutschen Sternwartentreffen (NST) begrüßen. Diese jährlichen Treffen der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) dienen astronomischen Gruppen zur Vernetzung und zum Austausch rund um die Vereins- und Öffentlichkeitsarbeit. Der Verein Sternwarte Südheide e.V. hatte das NST bereits im letzten Jahr in Bremen kennenlernen dürfen
(zum Bericht) und war nun dieses Mal selbst Gastgeber. Stattfinden konnte die Veranstaltung freundlicherweise mit Unterstützung des Christian-Gymnasiums Hermannsburg in der Aula der Schule.

„Wir brauchen in Deutschland Jugendliche, die naturwissenschaftliche Berufe ergreifen – Sternwarten können dazu einen wichtigen Beitrag leisten“ betonte Andre Bock, Vorsitzender des Niedersächsischen Kultusausschusses bei der Eröffnung der Veranstaltung. Das kann aber nur gelingen, wenn die Vereine, Kommunen und Schulen zusammenarbeiten. Wie die Gemeinde Südheide da mit gutem Beispiel voranging, beschrieb Axel Flader in seinen Grußworten, denn die Sternwarte in Hermannsburg konnte erst durch die gemeinsamen Bestrebungen vieler engagierter Akteure realisiert werden. Ein zentraler Impuls war dabei auch von der Radioastronomie-AG des Christian-Gymnasiums gekommen, woran der Schulleiter des Christian-Gymnasiums, Michael Zilk, erinnerte. Er fühle sich geehrt, dass das Treffen hier stattfinden konnte und sei gespannt auf die vielfältigen Vorträge.

Neben einer guten Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen ist auch eine Vernetzung der Sternwarten und Vereine untereinander wichtig. Zur Orientierung stellte Michael Schomann (Sternfreunde Braunschweig-Hondelage e.V.) deshalb zu Beginn zunächst die Struktur der VdS-Fachgruppe „Astronomische Vereinigungen“ vor und gab einen Überblick über die aktuellen Ereignisse und Veranstaltungen in den fünf Regionalgruppen. Ein wichtiger Baustein ist dabei auch die Veranstaltung der jährlichen Sternwartentreffen, auf denen Kontakte geknüpft werden können und sich über die verschiedensten Aspekte der Vereins- und Öffentlichkeitsarbeit ausgetauscht wird.

Besonderer Aufmerksamkeit kam in diesem Vortrag auch der Jugendarbeit zu, denn in Zukunft soll es neben einem Zuständigen für Jugendarbeit auch einen Jugendstellvertreter für jede Region geben. Außerdem lud Schomann an Astronomie interessierte Jugendliche und Ehrenamtliche, die sich in der Jugendarbeit engagieren oder dies vorhaben, herzlich zu einem gemeinsamen Workshop ein, der am Sa., 05.10., in Frankfurt stattfinden soll.

Jugendarbeit wurde auch in den Sternwarten in Lübeck und Langwedel erfolgreich betrieben, die sich jeweils auf dem Gelände einer örtlichen Schulen befanden. Beide mussten allerdings jüngst gezwungenermaßen umziehen, da die jeweiligen Gebäude abgerissen wurden. Für den Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. sah es dabei zunächst düster aus, da sich die Finanzierung schwierig gestaltete. Der Verein bestand allerdings auch ohne die Sternwarte weiterhin und durch das Engagement der Vereinsmitglieder und die Zusagen großzügiger Förderer wird die Sternwarte zu 2020 wieder aufgebaut werden. Standort der „Sternwarte Lübeck 2.0“, die Oliver Paulien mit Vorfreude in seinem Vortrag beschrieb, wird dabei erneut auf dem Gelände einer Schule sein.

Einen kürzeren Umzug trat stattdessen die Sternwarte Langwedel an: Vom Dach eines Schulgebäudes ging es zum nahegelegenen Sportplatz. Zuvor waren die Teleskop in Holzhütten mit rollbarem Dach untergebracht, die allerdings nicht zum neuen Standort mitgenommen werden konnten. Mithilfe vieler tatkräftiger Helfer konnten am neuen Standort aber zwei Teleskopkuppeln errichtet werden, die die Instrumente von nun beherbergen werden.

Die Besonderheiten der barrierefreien Sternwarte St. Andreasberg stellte Utz Schmidtko in seinem Vortrag vor. Er beschrieb dabei nicht nur, wie Menschen mit den verschiedensten Beeinträchtigungen ein Zugang zum Sternenhimmel ermöglicht werden kann, sondern warb auch für ein „Zentrum der Astronomie“ in Norddeutschland. Ein Beispiel dafür, wie neue astronomische Vereine aus kleinen Runden motivierter und engagierter Mitstreiter enstehen können, lieferte Ute Katrin Niemann vom 2018 neugegründeten Astronomischen Verein Wilhelmshaven-Friesland e.V. in ihrem Vortrag. Sie beschrieb dabei den Weg zur Gründung des Vereins und die ersten Schritte. „Es war zunächst etwas schwierig, den Mittelweg zwischen gemütlicher Teerunde und Fachlichkeit zu treffen, aber wir haben mit zwei öffentlichen Vorträgen pro Monat eine gute Lösung gefunden“ – weitere Veranstaltungen folgten schnell. Ganz konkrete praktische Tipps zur Ausrichtung langer Vorträge gab dann noch Bodo Hübner in seiner Präsentation. Er berichtete aber auch von brandschutzbedingten Einschränkungen, denen die Sternwarte in Tornesch im Moment bedauerlicherweise unterliegt.

Auch unter den besten strukturellen Bedingungen kann man allerdings nur dann beobachten, wenn die Umgebung es auch zulässt. Zum Beispiel zu helle künstliche Beleuchtung stört nicht nur beim „Sternegucken“, sondern hat auch negative Auswirkungen auf die Tierwelt. Wie Dr. Andreas Hänel in seinem Vortrag erklärte, setzt die International Dark Sky Association (IDA) sich daher für den Schutz des Nachthimmels ein. Dazu vergibt sie Zertifikate an Regionen, die sich dem Thema „Lichtverschmutzung“ in besonderer Weise annehmen. Voraussetzung für eine Zertifizierung von z.B. Naturparks als „Dark Sky Parks“ ist u.a., dass die nächtliche Beleuchtung sensibel geregelt ist und so z.B. ihre Helligkeit unter einem festgelegten Grenzwert bleibt. Die Kriterien werden allerdings nur nach dem Prinzip der Selbstverpflichtung umgesetzt, sodass eine weitere Bedingung engagierte Vertreter vor Ort sind, die nicht nur regelmäßig Messungen der nächtlichen Helligkeit vornehmen, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Astronomie“ und „Lichtverschmutzung“ betreiben. Auch der Naturpark Südheide liegt tatsächlich in einer Region, die diese Vorgaben für die nächtliche Helligkeit erfüllen würde. Die Grenzen des Naturparks verlaufen allerdings durch die Ortschaften, sodass die Straßenbeleuchtung vorab noch umgerüstet werden müssten. Dr. Hänel beschrieb auch, wie man bereits mit einfachen Maßnahmen wie der Installation von Bewegungsmeldern und Zeitschaltuhren oder der Verwendung von warmen LED-Lampen und Abschirmungen zur Reduktion der Lichtverschmutzung beitragen kann.

Zusätzlich zu diesen Themen konnten sich die Besucher auch noch über zwei einstündige Fachvorträge freuen. Zunächst berichtete Andrea Sittig-Kramer über ihren Mitflug beim SOFIA – dem Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie. Petra Petersen beschrieb in ihrem Vortrag u.a. auch den Aufbau der Saturn V-Rakete.

Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt amerikanischer und deutscher Wissenschaftler, bei dem verschiedene Messgeräte zur Beobachtung im optischen und infraroten Bereich in einer modifizierten Boing 747 untergebracht sind. Was zunächst nach einer verrückten Idee klingt, hat tatsächlich eine Reihe von Vorteilen. Ab einer gewissen Flughöhe filtert die Atmosphäre die Infrarotanteile, die untersucht werden sollen, nicht mehr so stark heraus und auch der Einfluss von Störquellen nimmt ab. Außerdem können die insgesamt sieben möglichen Instrumente vergleichsweise leicht repariert oder ausgetauscht werden, je nachdem für welche Art von Messungen die Bedingungen gerade günstiger sind. Die Umsetzung dieser Idee ist allerdings eine technische Meisterleistung, deren Feinheiten die Vortragende sehr anschaulich beschrieb. Zum Beispiel kann die Ausrichtung des Teleskops kann so stabil gehalten, dass es eine 1 ct-Münze in 16 Kilometern Entfernung sicher anvisieren könnte.

An den Flügen nehmen dann nicht nur die Piloten, Techniker und Wissenschaftler teil, sondern auch vier Lehrerinnen und Lehrer, die sich zurvor – wie Andrea Sittig-Kramer – durch ein Auswahlverfahren qualifiziert haben. Durch eine Verzögerung beim vorgesehenen Start der SOFIA konnten sie dabei sogar noch eine Woche länger bleiben, als ursprünglich vorgesehen war. So bestand nicht nur die Gelegenheit, die Technik hinter dem fliegenden Observatorium noch besser kennenzulernen, sondern sich auch weiter mit den zuständigen Wissenschaftlern auszutauschen. Von der Offenheit und Freundlichkeit mit der die Lehrer sowohl in Deutschland wie auch in den USA aufgenommen wurden, war sie positiv überrascht. Im Anschluss an ihr Abenteuer berichtet sie nun im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen und Vorträgen über das Projekt und macht so Lust auf Astronmie und die Naturwissenschaften. Und die Begeisterung, mit der Frau Sittig-Kramer von ihren Erlebnissen berichtete, ist nicht nur bei ihr spürbar. So wurde die Lehrerin von ihren Schülern schon damit begrüßt, ob „es stimme, dass sie zum Mond geflogen sei“. „Das natürlich nicht, aber so kommt man gut ins Gespräch“, berichtete sie lachend.

„Sie erinnern sich bestimmt noch, was sie in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 getan haben – geschlafen bestimmt nicht!“, begann Petra Petersen ihren Vortrag zum Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung. Angefangen von der Enstehung unseres Erdtrabanten, über den Sputnik-Satelliten hin zu der Reihe der Apollo-Missionen zeichnete sie darin sehr detailreich den Weg der Menschheit zum Mond nach. Dabei kamen auch aktuelle Forschungsprojekte wie der Luna Reconnaisance Orbiter und offene Fragen zur Zusammensetzung des Mondkerns nicht zu kurz. Sie berichtete auch von ihrem Besuch des Kennedy Space Centers und präsentierte den Besuch stolz eine signierte Ausgabe von Wernher von Brauns „Erste Reise zum Mond“, das sie dem Autoren als Jugendliche mit der Bitte um ein Autogramm zugeschickt und tatsächlich mit einer Widmung zurückerhalten hatte.

Im Anschluss an die Vorträge konnten die Besucher nach einem kurzen Spaziergang zum Sportplatz der Schule dann noch die Sternwarte in Hermannsburg besichtigen. Die optische Beobachtungsstation, die zuvor in Langwedel stand, ist auch hier wieder in einer Holzhütte mit Rolldach untergebracht und seit 2017 im Rahmen von Boebachtungsabenden und öffentlichen Veranstaltung fleißig im Einsatz. Daneben befindet sich das inzwischen voll einsatzfähige 4 m-Radioteleskop, dessen scheinbar mühelose Beweglichkeit die Besucher begeisterte. Einen gemütlichen Ausklang fand der Tag dann beim gemeinsamen Abendessen, bei dem weiter diskutiert, Adressen getauscht und neue Kontakte vertieft werden konnten.

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